What WorkXX – Fünf Tipps für ein besseres CV

23. November 2022

Evi Allemann wurde kürzlich in einem Interview gefragt, ob sie als Bundesrätin alles unter einen Hut kriegen würde, da sie zwei schulpflichtige Kinder habe und nicht mit deren Vater zusammenlebe. Da steht eine fähige Frau, und sie muss ihre private Lebenssituation erklären.

Ich staunte nicht schlecht und war wütend. Noch immer werden Frauen in Bewerbungssituationen solche Fragen gestellt, aber Männer müssen sie kaum je beantworten. Immerhin sind beim Lebenslauf kleine Anzeichen in die richtige Richtung erkennbar: Heute müssen Zivilstand und Familienplanung, also auch die Anzahl Kinder, nicht mehr zwingend angegeben werden.

Heute müssen Zivilstand und Familienplanung, also auch die Anzahl Kinder, nicht mehr zwingend angegeben werden

In den USA und Grossbritannien ist es sogar üblich, die Lebensläufe so zu anonymisieren, dass Geschlecht, Herkunft und Alter nicht ersichtlich sind – eine Massnahme für mehr Chancengleichheit. Orchester in den USA gingen bereits in den 70er-Jahren noch einen Schritt weiter: Die Musiker:innen spielten hinter einem Vorhang vor, Geschlecht und Herkunft blieben anonym. Die Chancen von Frauen, aufgenommen zu werden, stiegen um 50 Prozent. Eine Studie von 2020 zu Jobs in der Wissenschaft bestätigt dieses Phänomen.

Einige Expert:innen argumentieren hingegen, dass neutrale Lebensläufe das Problem einfach auf das erste Gespräch verlagern, wenn Gesicht und Name schliesslich ersichtlich werden.

Unabhängig davon, wo frau in dieser Debatte steht: Wer sich in der Schweiz bewerben und einen neuen Job ergattern will und nicht den Protest gegen das gängige System an erste Stelle stellt, muss sich den hiesigen Gepflogenheiten unterordnen.

Daniela Haze, die als Partnerin bei der mindyourstep GmbH Frauen für ihren nächsten Karriereschritt vorbereitet und positioniert, empfiehlt: «Viele grosse Firmen suchen unterdessen gezielt mehr Diversität, also auch Frauen mit Kindern. Deshalb empfehle ich Frauen, die Familiensituation explizit im CV zu erwähnen.»

Die Herausforderung beim Lebenslauf vieler Frauen, die einige Jahre für die Familie zurückgesteckt haben, ist die Breite

Die Herausforderung beim Lebenslauf vieler Frauen, die einige Jahre für die Familie zurückgesteckt haben, ist die Breite, erklärt sie: «Viele dieser Frauen mussten eine breite Karriere aufbauen und sind auf unterschiedliche Teilzeitjobs aufgesprungen.» Dies kann dazu führen, dass der rote Faden verloren geht, die berufliche Laufbahn wirkt verwässert.

Gemäss HR-Trends sind künftig zwar breit aufgestellte Personen mit abwechslungsreichen Karrieren gefragt, doch noch sind die meisten Unternehmen nicht so weit. Deshalb sei es besonders für Frauen wichtig, eine klare Linie, also eine Positionierung, im CV ersichtlich zu machen. Daniela Haze sagt: «In wenigen Sätzen muss klar sein, wofür diese Person steht.»

Viele haben wenig Zeit, CVs ausführlich zu studieren, und treffen den Entscheid für Ja oder Nein nach der ersten Minute

Anneta Karavia, die als sogenannte Senior Talent Acquisition Consultant für Unternehmen neue Chefinnen und Chefs sucht, empfiehlt, einen aktualisierten und ausführlichen Lebenslauf in der Schublade bereitzuhalten: «Sobald man sich auf eine konkrete Stelle bewirbt, streicht man Aspekte, die für die angestrebte Stelle weniger bedeutend sind, und betont jene, die zur neuen Position passen.» Der rote Faden muss auf Anhieb ersichtlich sein, denn viele HR-Verantwortliche und Recruiter:innen haben wenig Zeit, CVs ausführlich zu studieren, und treffen den Entscheid für Ja oder Nein nach der ersten Minute.

 

Hier weitere Tipps für ein gutes CV:

  1. Fähigkeiten statt Positionen: Nenne nicht nur die Stellen, die du innehattest, sondern auch die Funktionen, Fähigkeiten und Erfolge, die dazugehörten. Denn danach halten HR-Verantwortliche und Recruiter:innen Ausschau. Und benenne Erfolge wenn möglich in Zahlen. Dies ist etwas, das Frauen oftmals zu wenig tun, sagt Daniela Haze. Ausserdem: Wenn du dich für VR-Mandate bewirbst, sind insbesondere zusätzliche Aktivitäten wichtig, wie Vorstands-, Vereins- oder Stiftungsarbeit, sowie politisches Engagement. Diese können unter dem Punkt «Wichtige Engagements» aufgeführt werden.
  2. Elevator Pitch: Damit in wenigen Zeilen klar ist, wofür man steht, lohnt sich ein Kurzprofil, also einige Zeilen Text, die die Kernkompetenzen enthalten. Dazu gehören sowohl Hard als auch Soft Skills. Alternativ können auch Stichworte genannt werden. Achte aber darauf, dass es nicht mehr als zehn sind, denn Fokussierung ist wichtig. Hier gibt’s weitere Tipps dazu.
  3. Keep it simple: Achte auf die Länge deines CVs. Bei wenigen Jahren Berufserfahrung sollte alles auf eine Seite passen. Bei viel Berufserfahrung, zum Beispiel mehr als 30 Jahren, lohnt es sich, einen «One Pager» zu erstellen mit dem Hinweis, dass eine längere Version nachgereicht werden kann. Grundsätzlich sind die aktuellen Stationen wichtiger und sollten entsprechend ausformuliert werden, ältere Stationen können kürzer gehalten werden.
  4. Der Stil des CVs sollte zum beruflichen Umfeld passen. Ein CV für einen kreativen Beruf sollte entsprechend stilvoll wirken, für eine Stelle im Gesundheits- oder Finanzwesen kann das CV durchaus nüchtern gestaltet sein. Im Netz sind unzählige Vorlagen zu finden. Aber aufgepasst: Es braucht Geduld, bis alle Details in die Vorlage abgefüllt sind, ohne dass das ganze Layout verrutscht. Einige Vorlagen gibts hier und hier.
  5. Lückenlos: Der Lebenslauf sollte keine Lücken aufweisen: Elternzeit benennen, genauso wie ein Sabbatical, eine Weltreise oder eine berufliche Neuorientierung. Weitere Tipps und Checklisten findet ihr bei karriere.ch, jobs.ch, careerservices.uzh.ch und hsgcareer.ch.Kolumne ursprünglich erschienen auf: www.ellexx.com